Unser Sherman ist ein imposanter Kangalrüde, geboren 2019. Ursprünglich stammt er aus einer Zucht aus dem Ausland und wurde nach Deutschland geholt, um einen Bauernhof zu beschützen. Grundsätzlich entspricht das zwar genau dem Wesen eines solchen Herdenschutzhundes, aber da die Sicherung des Grundstücks nicht ausreichend war und ein Kangal seine Reviergrenzen deutlich weiträumiger interpretiert, als bis zum Gartenzaun, kam es leider zu erheblichen Beißvorfällen mit anderen Hunden vor dem Grundstück, die in einem Fall tödlich endete. Aus diesem Grund wurde Sherman sichergestellt und als „gefährlich im Einzelfall“ behördlich eingestuft. In 2025 durchläuft er ein Test- und Begutachtungsverfahren mit dem Ziel, die Gefährlichkeit im Einzelfall bei positivem Testergebnis aufzuheben. Das Verfahren ist noch nicht ganz abgeschlossen, aber es sieht sehr gut aus. Damit muss ein neuer Eigentümer keine Sachkunde zur Haltung eines gefährlichen Hundes ablegen. Was sicher bleiben wird, ist eine Auflage zum Leine-Maulkorb-Zwang auf öffentlichem Gelände, denn er ist und bleibt ein mit ca. 65kg Gewicht und einer enormen Beißkraft rassetypischer, und damit sehr ernst zu nehmender Herdenschutzhund, der auf keinen Fall atypisch aggressiv ist, weshalb auch das Aufhebungsverfahren der Gefährlichkeit absolut angemessen ist. Letzendlich hat er sich so verhalten, wie es von dieser Rasse von uns Menschen erwartet wird. Das Problem, solche Hunde agieren äußerst zuverlässig und selbstständig in nicht urbanen Gebieten, wie in den Karpaten oder in Anatolien. Die erwarteten Verhaltensmuster in einer Einfamilienhaussiedlung in Deutschland sind dagegen kein Rassestandard.
Sherman ist seinen Bezugspersonen gegenüber ein sehr freundlicher, verschmuster und absolut loyaler und sehr ausgeglichener Hund. Er fällt unter unseren Hunden sofort auf durch seine souveräne Art. Er ist bekannten Menschen gegenüber ein absolut liebenswerter Hund, der Körperkontakt sehr genießt und dann den „Kuschelbär“ gibt. Aber wenn er auch im Tierheim seinen Bezugspersonen gegenüber nicht den geringsten aggressiven Ansatz erkennen lässt, so ist er doch, wie bei dieser Rasse gewollt, ein scharfer Beobachter. Er liegt sehr gern auf einem erhöhten Aussichtspunkt und überblickt von dort aus das Tierheimgelände. Fremde Menschen werden mit tiefer Stimme zuverlässig gemeldet, ein Kläffer ist er aber nicht.
Kangals – bzw. Anatolische Hirtenhunde – sind in ihrem Ursprungsgebiet teilweise wochenlang auf sich gestellt, deshalb sind auch ihre Nachfahren sehr eigenständig und genügsam. Dies sollte man bei der Erziehung und Haltung natürlich beachten. Ein Kangal eignet sich nicht für Begleithunde-prüfungen oder Hundesport, wenngleich eine artgerechte Beschäftigung durchaus begrüßt wird, bringt es doch noch etwas Abwechslung in den Alltag, wenn eben wie hier keine Herde zu bewachen ist.
Er geht bei uns auch Gassi, hat eine für diese Rasse erstaunlich gute Leinenführigkeit, macht auch bei Hundebegegenungen eine gute Figur. Aber man muss körperlich in der Lage sein, ihn im Fall der Fälle halten zu können, 65 kg plus „Allradantrieb“. Wir präferieren nach unseren Erfahrungen eine Einzelhundehaltung. Er lebte vor der Tierheimaufnahme mit einer Kangalhündin und seinem damals ca. einjähringen Sohn zusammen. Dabei dominierte er die Hündin so stark, ohne Beißvorfälle oder Auseinendersetzungen, dass wir sie trennen mussten, weil sie sich in seiner Gegenwart kaum zu bewegen getraute. Einen Vergesellschaftungsversuch mit einem fremden Rüden halten wir für nicht riskierbar, wie er auf eine souveräne Hündin vergleichbarer Größe reagiert, die gegenhält, wissen wir nicht, da wir keine solche Hündin in den letzten Jahren gehabt haben.
Auch weil alle Vorkommnisse der Vergangenheit in der benannten Gruppe erfolgten, es typisch für diese Rasse ist, in der Gruppe zu agieren, sollte er Einzelprinz bleiben.
Sherman ist kein Anfängerhund und auch nur dann in Deutschland artgerecht zu halten, wenn man neben viel (Herdenschutzhund-)Erfahrung auch ein sehr großes, und sicher eingefriedetes Grundstück besitzt. Wir werden diesen Rüden nicht in eine Etagenwohnung vermitteln!
Trotzdem wünschen wir uns für den großen Hund ein Zuhause mit Familienanschluss, da er zu menschenbezogen ist, um auf einem Grundstück ohne viel Ansprache leben zu müssen.
Wir sind uns dessen bewusst, dass es schwierig wird, für diesen besonderen Hund ein geeignetes Zuhause zu finden. Ideal ist ein Haus mit großem angeschlossenem Grundstück mit viel Platz und Familienanschluss. Je mehr Menschen zu seinem Rudel gehören, umso besser, denn je mehr streichelnde Hände, desto wohler fühlt er sich. Auch auf Kindergruppen reagiert er im Tierheim positiv. Besucher- oder Kundenverkehr durch fremde Menschen ist hingegen ungünstig. Es muss vermutet werden, dass er sich in einem neuen Zuhause durchaus rassetypische territorial verhält und „sein“ Grundstück konsequent verteidigen wird. Und es sei sicherheitshalber nochmals erwähnt, dass das Grundstück unbedingt sicher und hoch eingezäunt sein muss!
Wenn Sie Interesse an einem unserer Hunde haben, kontaktieren Sie uns bevorzugt per E-Mail. Schildern Sie uns in der Mail, wie der Hund bei Ihnen leben wird und senden Sie uns eine Telefonnummer zu. Es wird sich dann ein*e TierpflegerIn bei Ihnen melden.
Info: Tierbeschreibungen basieren auf Beobachtungen im Tierheim oder auf Informationen Dritter und stellen keine zugesicherten Eigenschaften dar.